Hochverarbeitete Lebensmittel machen süchtig – vor allem Kinder gefährdet
In der westlichen Ernährungsweise kommt man um hochverarbeitete Lebensmittel kaum mehr herum. Das Problem dabei: sie können wie Alkohol oder Nikotin – süchtig und krank machen. Besonders davon betroffen sind Kinder. Deshalb stehen sie auch im Fokus der Werbeindustrie. Es ist an der Zeit, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu betrachten und gegebenenfalls umzustellen.
Wir alle kennen das Gefühl, etwas Salziges oder etwas Süßes essen zu wollen. Ein Verlangen, das eigentlich völlig natürlich ist, da unser Körper uns so entsprechende Signale hinsichtlich eines spezifischen Nährstoffmangels gibt. Doch das Problem dabei ist, dass der Grat zwischen einem natürlichen Verlangen und Sucht recht schmal ist, wie eine umfassende Überprüfung von insgesamt 281 Studien weltweit ergab (“Social, clinical, and policy implications of ultra-processed food addiction”, BMJ, 2023). Denn das Verlangen nach Pizza, Kartoffelchips, Eiscreme, Schokoriegeln und dergleichen weist oftmals bereits Suchtfaktoren auf.
Parallelen zwischen Kriterien für Drogenmissbrauch und Lebensmittelsucht
Die Wissenschaftler nutzten dabei die 2009 entwickelte Yale Food Addiction Scale (YFAS), die Parallelen zwischen Kriterien für Drogenmissbrauch und Lebensmittelsucht zog. Dieses Tool hilft herauszufinden, ob die Beziehung zu Lebensmitteln wie Pizza und Eis tatsächlich als Sucht eingestuft werden kann. Während beispielsweise Alkohol und Tabak eine Suchtquote von 14 bzw. 18 Prozent aufweisen, liegt diese bei hochverarbeiteten Lebensmitteln bei Erwachsenen auch bei 14 Prozent. Bei Kindern liegt diese bereits bei 12 Prozent, was von den Forschern als “beispielloses Ausmaß” bezeichnet wurde. Denn dies heißt, dass bereits jedes achte Kind von solchen Nahrungsmitteln abhängig ist.
Belohnungssystem des Gehirns wird aktiviert
Dieses Essen, vollgepackt mit raffiniertem Zucker, Ölen, Fetten und unzähligen Geschmacksverstärkern und Zusatzstoffen verführen dabei nicht nur unsere Geschmacksknospen, sondern mehr noch unser Gehirn. Die Wirkung auf das Belohnungssystem des Gehirns mit der Ausschüttung von Dopamin sorgt für ein wachsendes Verlangen nach mehr. Dies sorgt auch für immer mehr Übergewichtigkeit, weil wir eine Kombination aus Kohlenhydraten und Fetten in so kurzer Zeit geliefert bekommen, die es so in der Natur kaum gibt. Das Ergebnis sind unzählige “Zivilisationskrankheiten”, die unsere Gesundheit beeinträchtigen und die Lebenserwartung dramatisch senken.
Die einzige Möglichkeit, aus diesem Teufelskreis auszubrechen, liegt in der Umstellung der Ernährungsgewohnheiten. Selber kochen statt Fertigprodukte und Fast Food gehört mit dazu. Auch kann man das Verlangen nach etwas Süßem durch den Konsum von Obst stillen, oder jenes nach etwas Salzigem zum Beispiel mit gerösteten Nüssen. Und mehr noch liegt es an uns, solche stark verarbeiteten Lebensmittel nur als gelegentliche “Belohnungen” unseren Kindern und Enkelkindern zu geben, um sie aus diesem Teufelskreis herauszuhalten.